Mittwoch, 6. Februar 2013

„Bertelsmann erleben!“ Nein Danke! – Tausenden und einer ganzen Region droht die Katastrophe

„Bertelsmann erleben“, das ist der Slogan des Konzerns. Wie es Menschen (auch) erleben: Es sind über Tausend in einem Werk, einer Tiefdruckerei oben im Norden, in Itzehoe. Sie haben Familienangehörige, sie haben Menschen, für die sie da sind oder die für sie da sind. Es sind mehr als Tausend, es sind Tausende in einer Region, die buchstäblich auf dem Arbeitsmarkt nichts hat außer: „nix“. Es sind knapp 700 Beschäftigte der Bertelsmann-Tochter Prinovis, hinzukommen mehr als 300 Arbeiterinnen und Arbeiter aus Leiharbeitsunternehmen, die in Werkvertragsunternehmen „entlassen“ oder „überlassen“ werden. Alle sind gleich, es sind über 1.000. Allen droht der Kahlschlag – durch Bertelsmann.



Auf tausend Arbeiterinnen und Arbeiter kommen mindestens 3.000–4.000 Menschen, die unmittelbar mit betroffen sind: Angehörige, Kinder und alle, worum sich Menschen kümmern. 3.000–4.000 Menschen – das sind über 10 Prozent der Bevölkerung von Itzehoe. Rechnet man noch all die anderen hinzu, die Zulieferer, die Handwerksbetriebe, die Händler in Itzehoe – es ist nicht vorstellbar.

Ein Konzern namens Bertelsmann (Mehrheitsgesellschafter), dazu noch die Axel Springer AG (Minderheitsgesellschafter), ist offenbar entschlossen, dieses Werk, das diesen Menschen Einkommen sichert, spätestens im August 2014 zu schließen. Vier Monate lang haben Betriebsrat und Gewerkschaft versucht, auf allen möglichen Wegen wenigstens eine Verlängerung dieses Schließungstermins zu bewirken. Auch das wurde ausgeschlagen.

Wenn man die Vermögen vorsichtig, „konservativ“, schätzt, kommen allein die Haupteigentümer, die Angehörigen der Familien Mohn (die eh ihr Vermögen woanders versteckt) und Springer auf eine Summe von 5-6 Milliarden Euro. Teilt man diese Summe durch die Anzahl aller Beschäftigten bei Prinovis Itzehoe, also mindestens 1.000, kommt man auf eine Summe von 5.000.000,- € pro Arbeiterin und Arbeiter. Das sind die Maßverhältnisse.

Vielleicht ist es das Ende – das Ende eines langen Niedergangs eines Branchenteils der Druckindustrie. Vielleicht gibt es ganz viele Erwägungen über „Wirtschaftlichkeit“. Aber eines ist gewiss: Das Tochterunternehmen von Bertelsmann und Springer – es heißt „Prinovis“ – hat gar kein Geld für Sozialpläne. Wenn gezahlt wird, kommt das Geld für die Menschen sowieso direkt aus der Kasse der Gesellschafter/innen.

Dann ist es aber auch ein Anfang: der Anfang nicht nur zu sagen, was man will, sondern was man wirklich braucht. „Man“, das sind die Tausende und Abertausende in der Region, das sind die Kommune, die Region, das Land. Es darf nicht sein, dass sich eine Handvoll Milliardär/innen aus dieser Region zurückziehen, womöglich noch Staatsknete kassieren für „sozialverträgliche Lösungen“.

Prinovis hat wohl keine Knete für die Gerechtigkeit: alles liegt bei den „Müttern“ - und die heißen Liz Mohn und Friede Springer.

Wir werden Euch rufen – sehr bald, seid dabei!

Tausende brauchen Euch!

„Bertelsmann erleben“ – Nein Danke!


Martin Dieckmann
Fachbereichsleiter
Medien, Kunst und Industrie
ver.di-Landesbezirke Hamburg und Nord